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FC Bayern wegen Manuel Neuer weiter in Torwartnot

10. August 2023

Vor dem DFL-Supercup und dem nahenden Auftakt der Bundesliga-Saison steht der deutsche Fußballmeister ohne echten Stammtorhüter da. Ein Problem, das der Rekordmeister selbst verschuldet hat.

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die Bayern-Torhüter Ulreich, Neuer, Sommer und Nübel bei der Teampraesentation des FC Bayern zur Saison 2023/2024
Ulreich, Neuer, Sommer und Nübel (v.l.n.r.) - von vier Bayern-Torhütern sind mittlerweile zwei weg und nur einer fitBild: Frank Hoermann//SvenSimon/picture alliance

Wie ist der aktuelle Gesundheitszustand Manuel Neuers?

Das weiß niemand so ganz genau. Zumindest reden diejenigen, die Neuers Gesundheitszustand kennen, nicht öffentlich darüber. "Mir geht es sehr gut", hat Manuel Neuer selbst den Fans des FC Bayern bei der Saisoneröffnung in der Münchener Arena zugerufen. Aber das war vor drei Wochen, seitdem gibt es keine neuen Wasserstände. Lediglich einen geplanten Eingriff und eine "Metallentfernung" an Neuers schwer verletztem rechten Bein machte der Klub öffentlich. Der Nationaltorhüter habe danach umgehend sein Aufbautraining fortgesetzt. Wie lange es noch dauert, bis er wieder zwischen den Pfosten stehen kann? Keine Angabe. Die "Sport Bild" schrieb diese Woche nun, "dass Neuers Rückkehr - so die Befürchtung im Verein - eher zu einer Frage von Monaten statt von Wochen werden könnte".

Wer steht momentan als Torhüter zur Verfügung?

Nach jetzigem Stand könnte Trainer Thomas Tuchel beim Supercup am Samstag gegen DFB-Pokalsieger RB Leipzig (Anstoß 20.45 Uhr MESZ) und auch in der Bundesliga, die am 18. August startet, nur auf einen Keeper mit Profi-Erfahrung zurückgreifen: Sven Ulreich, der Neuer schon früher in dessen Verletzungsphasen vertreten hat.

Beim letzten Testspiel gegen die AS Monaco am Montag saß der 19 Jahre alte Tom Ritzy Hülsmann als Ulreich-Ersatz auf der Bank. Eigentlich haben die Bayern mit Alexander Nübel einen weiteren erfahrenen Schlussmann unter Vertrag. Der Ex-Schalker, der in den vergangenen beiden Jahren nach Monaco ausgeliehen war, wurde nach seiner Rückkehr nach München gleich weiter zum VfB Stuttgart verliehen. Auch Yann Sommer, im Winter als Neuer-Ersatz bei Borussia Mönchengladbach losgeeist, ist nicht mehr in München. Der Schweizer wurde zu Inter Mailand transferiert.

Wer wird als Ersatzkandidat gehandelt?

Als mögliche Kandidaten wurden bereits einige Top-Torhüter genannt: Marokkos Nationaltorhüter Bono vom FC Sevilla, der vereinslose Spanier David de Gea, der zwölf Jahre lang das Tor von Manchester United gehütet hat, der Georgier Giorgi Mamardaschwili vom FC Valencia und der Pole Kamil Grabara vom FC Kopenhagen.

Kepa Arrizabalaga im Trikot des FC Chelsea
Kommt doch nicht als Neuer-Ersatz zum FC Bayern: Chelsea-Keeper Kepa ArrizabalagaBild: Adam Davy/empics/picture alliance

Am liebsten würden die Münchener den Ersatzmann nur ausleihen, weil bereits klar ist, dass Neuer wieder Nummer eins wird, sobald er fit ist. Fraglich ist, ob die umworbenen Torhüter und ihre jetzigen Klubs sich darauf einlassen. Zudem ist der FC Bayern nicht alleine bei der Suche nach einem kurzfristigen Top-Ersatzmann zwischen den Pfosten. Nach dem Kreuzbandriss von Stammkeeper Thibaut Courtois muss auch Real Madrid handeln - und ist ziemlich genau an den gleichen Kandidaten interessiert wie die Münchener. So stand man offenbar unmittelbar vor der Verpflichtung von Kepa Arrizabalaga vom FC Chelsea und hätte ihn gerne gemeinsam mit Torjäger Harry Kane als Neuzugang vorgestellt. "Wir sind vorgestern beispielsweise sehr dicht dran gewesen. Wir hätten mit Kepa heute einen Torwart präsentieren wollen, wenn er sich dann nicht doch für Real Madrid entschieden hätte", berichtete der Münchener Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen am Sonntag. 

Warum sorgt das Vorgehen der Bayern für Kritik?

Der FC Bayern und seine Verantwortlichen haben sich zu großen Teilen selbst in die "Neuer-Notlage" gebracht: Zwar trägt der Nationalkeeper zunächst selbst die Schuld für seine Verletzung, weil er in der Winterpause zu einer Skitour aufbrach, bei der er sich den Unterschenkel brach. Danach aber machte die Klubführung einige Fehler. Zunächst holte man Sommer, dem man anschließend, als nach einigen Gegentoren die Diskussion darüber einsetzte, ob er möglicherweise zu klein sei, nicht in ausreichender Form den Rücken stärkte. Dass man ihn jetzt nach Italien ziehen ließ, zeigt auch, dass einhundertprozentiges Vertrauen in Sommers Fähigkeiten nicht vorhanden war. Zudem leistet man sich - vor allem auf Betreiben von Ehrenpräsident Uli Hoeneß hin - eine Loyalität zu Neuer, die zwar ehrenvoll ist, aber negative Folgen haben könnte. Statt einen Top-Ersatzmann zu verpflichten, der dann möglicherweise nach Neuers Rückkehr in einen Konkurrenzkampf mit der bisherigen Nummer eins tritt, sichert man Neuer schon jetzt seinen Stammplatz zu. Angeblich soll der Bayern-Torwart sogar ein Mitspracherecht in der Frage haben, wer ihn für die Zeit seiner Verletzung und Genesung vertreten soll.

Der Artikel wurde am 14. August aktualisiert.